Verbesserung der Betreuung und Therapie von Patienten nach Fontan-OP
Lympatische Bildgebung
Seit nunmehr 5 Jahren wird eine neue bildgebende Untersuchung zur Darstellung der zentralen Lymphgefäße, die bei der Entstehung von lymphatischen Erkrankungen bei Einkammerherz-Patienten eine große Rolle spielen, an unserer Abteilung angeboten.
Dreidimensionale Rotationsangiographie (3DRA) | Eine neue Dimension in der Herzkatheterdiagnostik und -behandlung angeborener Herzfehler
Dreidimensionale Rotationsangiographie oder 3 DRA – hinter diesem Begriff steht eine neue Technologie, die die Vorzüge einer Computertomographie mit jenen der konventionellen Angiographie verbindet.
Statt zweidimensionaler Bilder liefert die 3DRA während des Eingriffs in wenigen Augenblicken ein dreidimensionales Modell des gesamten Herzens und der angrenzenden Strukturen wie Lungen- und Körperarterien, Luftröhre und Knochen.
Dieses Bild erlaubt eine exakte Einsicht in die anatomischen Verhältnisse, damit werden die Planung des Eingriffes, die Durchführung und die abschließende Kontrolle enorm erleichtert. Um ein dreidimensionales Gebilde zu erzeugen, bewegt sich die Röntgenanlage während der Injektion des Kontrastmittels rasch einmal um 180° um den Patienten.
Aus mehr als 100 Einzelbildern wird anschließend mithilfe eines komplexen Algorithmus innerhalb weniger Sekunden eine dreidimensionale Rekonstruktion erstellt. Dieses Rohbild wird entsprechend der jeweiligen individuellen Anforderungen durch den Untersucher bearbeitet.
Das Herz kann sozusagen aus allen Richtungen betrachtet werden, auch aus Blickwinkeln die bei einer konventionellen Angiographie nicht möglich sind wie zum Beispiel von oben oder unten.
Das fertig bearbeitete 3D-Bild wird als Vorlage auf den Monitoren im Labor eingespielt und erleichtert und verkürzt das Erreichen des Behandlungszieles enorm.
Viele Einzelinjektionen mit Kontrastmittel werden dadurch dem Patienten erspart. Um die potentiell höhere Strahlenbelastung der 3DRA auszugleichen, werden bei der 5 Sekunden dauernden Akquisition gleich alle vier Standarddarstellungen (rechter und linker Ventrikel, Lungenschlagader und Körperschlagader) in einem durchgeführt.
Die Vorbereitungen erfordern die Mitarbeit des gesamten Teams: Sowohl die Anästhesie und ihr Equipment, als auch der zweite Röntgenbogen müssen aus dem Rotationsbereich gefahren werden, ein feiner Schrittmachkatheter wird zusätzlich ins Herz eingebracht.
Sind alle Katheter an ihren definierten Stellen, werden ab dem „Go“ des Untersuchers per Injektor und per Hand das Röntgenkontrastmittel appliziert und die Rotation in Gang gesetzt.
Um einerseits ein zu rasches Abfließen des bildgebenden Kontrastmediums und andererseits Artefakte durch Bewegungen des Zwerchfells zu verhindern, werden während der Akquisition die Beatmung pausiert und durch rapid pacing mit 220 Schlägen pro Minute ein sogenannter „funktioneller Herzstillstand“ ausgelöst.
Seit einem Jahr wird die 3DRA routinemäßig im Herzkatheterlabor des Kindeherz Zentrum Linz bei komplexen Eingriffen eingesetzt und ist dort ein fixer Bestandteil geworden.
Diese Technik hat den Behandlungsgang präziser, sicherer und erfolgreicher gemacht. Mehrfache und kompliziert liegende Engstellen können leichter und schneller erreicht und behandelt werden, Stents präziser eingesetzt und bei präoperativen Angiographien exakte Informationen für das Herzchirurgie-Team gewonnen werden.
Forschungsergebnisse
Im Rahmen der Veranstaltung „Kardiologie im Zentrum“ berichteten wir 2018 von unseren Erfahrungen mit „lymphatic imaging“ einer neuen diagnostischen Möglichkeit bei Kindern mit Plastischer Bronchitis und Proteinverlierender Enteropathie.
Die beiden dazu gestalteten Poster: „Neue diagnostische und therapeutische Ansätze bei Kindern mit Plastischer Bronchitis nach Fontan Operation. Darstellung des Lymphgefäßsystems mittels Lymphatic Imaging.“ und „Neue diagnostische und therapeutische Ansätze bei Kindern mit Proteinverlierender Enteropathie nach Fontan Operation. Darstellung des Lymphgefäßsystems mittels Lymphatic Imaging“ wurden an 2 aufeinanderfolgenden Tagen im Designcenter Linz präsentiert.
Etablierung von neuen Standards bei der Ergospirometrie für Fontan Patienten:
Regelmäßige Belastungsuntersuchungen sind speziell bei Fontan Patienten wichtig, um die Entwicklung der Leistungsfähigkeit beurteilen zu können und frühzeitig Beeinträchtigungen im Fontan-Kreislauf zu erkennen.
Im Dezember 2019 erfolgte die Modernisierung unserer Spiroergometrie. Im Zuge der Umstellung wurden neue Untersuchungsprotokolle eingeführt.
Damit konnte diese neue Untersuchungsmethode einem breiten kardiologischen Publikum nähergebracht werden.
Studien
- “Non-contrast MR lymphography and intranodal dynamic contrast MR lymphangiography in children with congenital heart disease- imaging findings and impact on patient management: A single center experience”
In der Studie fassen wir unsere 5-jährige Erfahrung mit „Lymphatic Imaging” zusammen. Es handelt sich dabei um eine retrospektive Studie über 26 Herzkinder, die bereits in der Einreichungsphase bei einem Journal steht.
Studienaufenthalte
Studienaufenthalte sind ein wesentlicher Bestandteil der Fortbildung und des Wissensaustausches in innovativen Bereichen der Medizin.
- Studienaufenthalt 2018 | "Children´s Hospital of Philadelphia"
Durch unsere guten Kontakte ins „Childrens hospital of Philadelphia“ ist es uns möglich direkt von führenden Experten im Bereich lymphatischer Erkrankungen und deren Therapie (Lymphatische Bildgebung und lymphatische Interventionen) zu lernen.
Der erste Studienaufenthalt erfolgte im Dezember 2018.
In den zwei Wochen konnten viele wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die direkt zur Verbesserung unseres „lymphatischen Programmes“ sowie der Fontannachsorge geführt haben. So konnten wir die Diagnostik von Lymphabflusstörungen bei unseren Fontan-PatientInnen durch den Einsatz neuer MRT Sequenzen deutlich verbessern und regelmäßige „Lymphatische Videokonferenzen“ zur Falldiskussion mit unseren KollegInnen etablieren.
Eine zweite Studienreise ist bereits geplant, konnte aufgrund der derzeitigen Coronasituation allerdings noch nicht durchgeführt werden. Ziel dieser 2. Studienreise ist es gezielt Kompetenzen für lymphatische Interventionen zu erwerben.
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